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Whatsapp in der Zahnmedizin: Fluch oder Segen für die Kommunikation?

Inhalt

Seit ihrer Einführung 2014 erfreut sich die Instant-Messaging-App WhatsApp stark wachsender Beliebtheit und kann aktuell 2 Milliarden aktive Nutzer zu ihrem Kundenstamm zählen, darunter sowohl Konsumenten als auch Geschäftskunden. Auch für Kommunikation im medizinischen Bereich gewinnt die Applikation zunehmend an Bedeutung. Die Suche nach dem Begriff WhatsApp auf PubMed, einer Datenbank für medizinische Fachartikel, lässt die steigende Anzahl an Forschsungsarbeiten in hellem Glanz erstrahlen:

Allein 2022 kommt die App in sage und schreibe 488 Publikationen vor, seit ihrer Erscheinung in über 1500, gemessen zum Zeitpunkt der Verfassung des Artikels.

Pubmed Auswertung zu Whatsapp-Erwähnungen in medizinischen Fachartikeln
Quelle: PubMed

Zahlreiche weitere, zähneknirschende Ergebnisse lassen sich beobachten: Eine 2020 in Brasilien durchgeführte Studie zeigt, dass 97 % der befragten Ärzte WhatsApp auf dem eigenen Mobiltelefon installiert hatten. Beeindruckend – wenn auch nicht in positiver Weise – ist die Angabe eben jener Umfrageteilnehmer, dass die App nicht nur in der privaten Kommunikation, sondern ebenso für das Einholen von Zweitmeinungen zu Patientenfällen und im Austausch von Patientendaten Verwendung gefunden hat.

Eine 2018 durchgeführte Studie aus Indien fühlt gleichsam Zahnärzten auf den Zahn: Beeindruckende 98,52 % der befragten Zahnärzte bestätigen die regelmäßige Verteilung von patientenbezogenen Fotos und Röntgenbilder über den Instant-Messaging-Dienst.

Scheinbar hat WhatsApp also ebenso in der Zahnmedizin einen festen Platz im Berufsalltag eingenommen – wie vielleicht so mach ein Leser aus eigener Erfahrung bestätigen kann.

Was macht WhatsApp für medizinisches Personal so interessant?

Von den meisten Handys ist die Applikation nicht mehr wegzudenken – unabhängig von iPhone oder Android-Gerät, erleichtert sie die Kommunikation zwischen Anwendern. Die hohe Nutzerdichte bei gleichzeitigem Mangel an Alternativen und vorherrschendem Pragmatismus, motivieren zweifelsfrei die Verwendung von WhatApp im medizinischen Bereich.

Besonders deutlich wird dies im öffentlichen Gesundheitssystem, in welchem Behandler oftmals nur Zugang zu veralteter Infrastruktur haben. Richard Kerr, Leiter des Royal College of Surgeons in Großbritannien, fasst die Situation des britischen, öffentlichen Gesundheitssystems (NHS) wie folgt zusammen:

„Neben Innovationen wie künstlicher Intelligenz und robotergestützter Chirurgie halten die NHS-Krankenhäuser hartnäckig daran fest, für einen Großteil ihrer Kommunikation weiter Faxgeräte zu verwenden. Es ist absurd.“

Entsprechend werden Instant-Messaging-Dienste häufig nicht aus Gemütlichkeit verwendet, sondern halten vielmehr als Notlösung für die archaische Infrastruktur der öffentlichen Versorgung her. So kann der  Austausch von Patientenfotos und Fertigungsinstruktionen für Zahnersatz zwischen Zahnarzt und Zahntechniker beschleunigt und Behandlungen zügig koordiniert werden.

Warum ist Kommunikation mittels WhatsApp im medizinischen Umfeld so umstritten?

Abgesehen von reiner Datensicherheit, gibt es eine Vielzahl anderer Aspekte zu beachten, wie etwa die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften, Aufbewahrung von Patientenakten, Zustimmung von Patienten zum Austausch sensibler Daten und Anonymisierung.

Zahnarzt kommuniziert mit Labor über Whatsapp

 

Datenschutzeinwilligung

In den meisten Ländern dürfen Patienteninformationen ausschließlich für jenen Zweck verwendet werden, dem der Patient zugestimmt hat – dies beruht auf einem allgemeinen, ethischen Grundprinzip. In einigen Fällen kann es daher aus rechtlichen und ethischen Gründen erforderlich sein, eine schriftliche Einwilligung vom Patienten für die Verarbeitung von Daten einzuholen, bevor diese an weitere Personen oder Unternehmen weitergegeben werden. Eine allgemeine Einwilligungserklärung, wie sie heute in vielen Praxen üblich ist, ist dabei laut Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) nicht zulässig, da diese eine ausdrückliche Zustimmung bzgl. der Verwendung und der verwendeten Tools verlangt. Dies führt uns direkt zu WhatsApp: Lädt ein Nutzer die App herunter, gewährt er Facebook (Meta) – häufig unwissentlich – Zugriff auf alle im Telefon gespeicherten Kontakte, einschließlich jener, mit denen nicht über Whatsapp kommuniziert wird. Infolgedessen können sich Patienten, deren Daten weitergegeben werden, möglicherweise nicht bewusst sein, an wen ihre Daten gehen und wie sie verwendet werden, was gegen die meisten Datenschutzgesetze und -vorschriften verstößt.

Gesetzliche Vorschriften

Die Einhaltung von Datenschutzbestimmungen ist im medizinischen Bereich unerlässlich. Die Datenschutzgrundverordnung verbietet die Speicherung sensibler Daten von EU-Bürgern auf Servern außerhalb des geografischen Gebiets der Europäischen Gemeinschaft. Das bedeutet, dass WhatsApp-Nachrichten, die über Server in den USA übertragen werden, möglicherweise nicht den Datenschutzbestimmungen eines bestimmten Landes entsprechen. Darüber hinaus können diese Nachrichten bis zu 30 Tage lang gespeichert werden, was ein Vertraulichkeitsrisiko für Patientendaten darstellt. Übrigens: Der EU-US-Datenschutzschild, auch als Privacy Shield bekannt, welcher Datenschutz auf EU-Niveau in den USA sichern sollte, wurde 2020 vom Europäischen Gerichtshof eben wegen besagter Datenschutzmängel wieder gekippt. WhatsApp war Teilnehmer des Datenschutzschildes. Das Übertragen von Daten in die USA ist somit ohne ausdrückliche Zustimmung rechtswidrig und die Einhaltung rechtlicher Vorschriften grundsätzlich fragwürdig.

Anonymisierung

Im medizinischen Umfeld vertreten einige WhatsApp-Nutzer die Meinung, dass die Nutzung der App datenschutzkonform sei, sobald sensible Patientendaten anonymisiert kommuniziert werden. Im klinischen Umfeld ist jedoch die wiederholte Bestätigung der Patientenidentität für eine sichere Gesundheitsversorgung absolut unerlässlich und die Norm.

Wir möchten Sie zu einer kurzen Gedankenreise einladen: Stellen Sie sich vor, ihr Chirurg würde vor Ihrer OP den CT-Scan ihres Kopfes vom Radiologen anonymisiert erhalten – neben fünf weiteren. Wäre Ihnen wohl dabei? Vor ähnliche Herausforderungen wird auch das Dentallabor beim Erhalt anonymisierter Patientenbilder vom Zahnarzt via WhatsApp gestellt. Wie kann es dem Zahntechniker gelingen, die Bilder mit absoluter Sicherheit dem richtigen Patientenfall zuzuordnen?

Eine Anonymisierung schafft nicht nur einen operationalen Aufwand, sondern generiert ein enormes potenzielles Risiko für die Patientenbehandlung. Die Wahrung der Integrität der Patientenidentität ist von entscheidender Bedeutung, um eine sichere Gesundheitsversorgung zu gewährleisten, während Anonymisierung das genaue Gegenteil davon ist.

Patientenakten

Medizinische Fachkräfte sind rechtlich und ethisch verpflichtet, Patientenakten zu führen und langfristig aufzubewahren. So schreibt bspw. die Medical Device Regulation (MDR) vor, dass Zahntechniker über den Herstellungsprozess von Zahnersatz genau Buch führen und Informationen langfristig speichern müssen. Während in der Vergangenheit Patientendaten klassisch auf Papier in Aktenschränken festgehalten wurden, sind heute elektronische Patientenakten in den meisten Ländern zum Standard geworden. Besonders wichtig ist dabei, die Datenintegrität, sprich Unversehrtheit und Vollständigkeit der Informationen, über lange Zeiträume zu garantieren. Der Gebrauch von WhatsApp führt dazu, dass Patientendaten an mehr als einem Ort vorhanden sind und anschließend in die finale Patientenakte überführt werden müssen. Dies erweist sich jedoch als aufwendig und unpraktikabel, da die App nach heutigem Stand weder ein Drucken von Unterhaltungen ermöglicht noch über eine dedizierte Exportfunktion verfügt. Es bleibt ein aufwendiges und darüber hinaus fehleranfälliges, manuelles Übertragen in die Patientenakten.

Zudem führt die Verwendung von WhatsApp zu einer Fragmentierung von Speicherorten, die wegen unmöglicher Synchronisierung die Genauigkeit der Patienteninformationen stark gefährdet. Spätestens bei der Notwendigkeit der Übertragung von relevanten Daten in Patientenakten, erweist sich der Gebrauch von Instant-Messaging-Diensten wie WhatsApp als kompliziert und verfehlt somit seinen ursprünglichen Sinn.

Sicherheit

Seit dem 31. März 2016 sind Nachrichten, die zwischen WhatsApp-Nutzern versendet werden, mit einer sogenannten Ende-zu-Ende-Verschlüsselung geschützt, welche sicherstellt, dass weder Facebook noch andere Dritte die Nachrichten mitlesen können. Diese Verschlüsselung gilt für alle Arten von Nachrichten, einschließlich Chats, Gruppenchats, Fotos, Videos und Sprachnachrichten. Spoiler: Trotz dieser Sicherheitsvorkehrung, ist die Nutzung von WhatsApp für Patienteninformationen nicht DSGVO-konform.

Patientendaten, die über die Applikation geteilt werden, werden nicht nur in der WhatsApp-Cloud, sondern auch auf den Telefonen von Absender und Empfänger gespeichert. Da die Anwendung nicht mit einem Passwort gesichert ist, kann der Verlust eines Telefons eine Datenkompromittierung von sensiblen Patienteninformationen bedeuten. Selbst wenn Informationen auf dem eigenen Telefon gelöscht werden, bleiben sie auf dem anderen Telefon(en), bestehen. Da WhatsApp zudem den Account an die Mobiltelefonnummer knüpft, ist ein Ausloggen und Accountwechsel nicht möglich. Infolgedessen erscheint es beinahe unumgänglich, dass private und berufliche Chats vermischt werden, was das Sicherheitsrisiko erhöht. So ergab eine Umfrage unter plastischen Chirurgen, dass 26% der Befragten bereits einmal versehentlich klinische Bilder mit Familie oder Freunden teilten.

Crownbeam: Die Whatsapp Alternative

Crownbeam Chat auf einem Mobiltelefon

Instant Messaging ist nicht nur bei Verbrauchern, sondern auch im beruflichen und klinischen Umfeld beliebt. Zahnärzte, Zahntechniker und allgemein medizinisches Personal benötigen einen schnellen und unkomplizierten Weg, Informationen und Patientendaten auszutauschen. Nichtsdestotrotz bleibt die Verwendung von WhatsApp zu medizinischen Zwecken rechtswidrig und birgt sowohl für Zahnärzte, Zahntechniker als auch vorrangig für Patienten eine Vielzahl von Risiken.

Eine Alternative für die Kommunikation im Dentalbereich ist Crownbeam – eine webbasierte Anwendung, die speziell für die Zahnmedizin entwickelt wurde. Mit Crownbeam können Zahnärzte und Zahntechniker Informationen und Patientendaten austauschen und werden dabei mittels speziell auf zahnmedizinische Bedürfnisse zugeschnittene Arbeitsabläufe unterstützt. Der integrierte Chat ist dabei nur eine Funktion von vielen. Die Anwendung bietet einen intuitiven Konfigurator für Zahnersatz inkl. digitalem Auftragszettel, Versand von Patientenfotos direkt vom Mobiltelefon in eine Patientenakte, das Kommentieren von digitalen Abdrücken und vielem mehr. Bedient werden kann die App bequem von einem PC, einem Mobiltelefon oder sogar direkt von einem Intraoralscanner aus und integriert sogar direkt mit CEREC Fällen aus dem Dentsply Sirona Connect Case Center. Fallakten können somit lückenlos und einfach geführt werden. Um die Datensicherheit zu gewährleisten, befinden sich die Server innerhalb der EU in Deutschland und sind zudem verschlüsselt.

 

Quellen:

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32321110/

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30498184/

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27054136/

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